Ironman Maastricht 2017

Hallo zusammen,

anderthalb Wochen sind nun seit dem Ironman in Maastricht vergangen. Nun schaffe ich es endlich hier ein paar Worte zu meinem Wettkampf und dem Wochenende in Maastricht aufzuschreiben.
Die eine Woche habe ich genutzt um etwas zu regenerieren, meine Eindrücke zu sortieren und alles einfach mal sacken zu lassen…

Am Freitagmorgen ging es für mich also mit Sack und Pack nach Maastricht. Mittags erst einmal zu Wettkampfbesprechung und zur Registrierung. Danach noch ein wenig auf der Expo umschauen und schonmal etwas von der Atmosphäre aufsaugen. Bis zu diesem Zeitpunkt hielt sich meine Aufregung vor dem Wettkampf noch in Grenzen, aber vor Ort änderte sich das dann doch rech schnell. Freitagabend ging es dann noch ins Kino und dann früh ins Bett. Den Samstag nutzte ich dann noch zum Testschwimmen in der Maas, einer kleinen Radcheck-Runde und einem kurzen Anschwitzlauf.

Nach einer kurzen Nacht hieß es dann um 4:00 aufstehen und frühstücken, anziehen, einvaselinieren und um 5:30 aufbrechen Richtung Wechselzone. Flaschen befüllen, Reifen noch einmal aufpumpen, Neo anziehen, Wechselbeutel kontrollieren.

Schwimmen (3,8km Wendestrecke in der Maas)

Um Punkt 7 Uhr erfolgt dann der Startschuss (hier wohl wirklich ein Kanonenschuss) der Profiathleten. Für mich bedeutet das noch etwa 15 Minuten warten, auf den Start der Altersklassen Athleten. Der Start erfolgt wie in Luxemburg im sogenannten Rolling Start: Alle Altersklassen Athleten stellen sich gemäß ihrer erwarteten Schwimmzeit auf und werden dann nach und nach (hier ein Athlet pro Sekunde) ins Wasser gelassen. Somit bleibt also noch etwas Zeit für den Abschied von meine bereits angereisten Unterstützer (ihr Verrückten! <3). Im Gänsemarsch geht es dann durch ein Spalier von Menschen in Richtung Einstieg. Nochmal Strecken, tief Durchatmen, Mama und Papa winken und dann ab in den Wettkampf auf den ich mich seit 31 Wochen vorbereitet hatte.

Im Wasser versuche ich dann zügig mein Wohlfühltempo zu finden, entspannt zu schwimmen und gut in den Tag zu starten. Das klappte zunächst dann auch ganz gut. Es geht die Maas hinauf (gegen die Strömung), unter einigen vollbesetzten Brücken hindurch in Richtung Limburger Parlament. In Richtung Parlament wurde das Schwimmen dann etwas unruhiger für mich. Das Wasser ist hier voll von Algen/Gestrüpp, das sich um Arme, Kopf, Oberkörper legt. Um mich davon zu “befreien” muss ich hier dann immer wieder meinen Rhythmus unterbrechen. Ich muss wohl dazu sagen, dass ich mich nicht immer 100%ig wohl in offenem Gewässer fühle. Pflanzen, Untiere, keine Sicht unter Wasser, etc. sorgen bei mir manchmal für ein bisschen Unwohlsein. Naja, Durchkämpfen bis zum Parlament, wo es unter dem Jubel einiger Zuschauer für einen kurzen Landgang aus dem Wasser geht. Danach wieder rein ins Wasser und diesmal mit der Strömung zurück zum Start.

Nach etwas weniger als 1:14h steige ich aus dem Wasser, was für mich eine gute und zufriedenstellende Zeit darstellt. Ein guter Start in einen langen Tag also.

Dann aus den Neoärmeln raus, Brille und Badekappe runter und einmal Wasser aus dem Ohr schütteln (sieht gut aus, was?). Vorbei an den jubelnden Freunden und Familie und ab ins Wechselzelt. Das Umziehen klappt heute gut. Neo aus, Socken, Radschuhe, Brille und Helm auf, Startnummer geschnappt und ab gehts zum Rad. Kurzer Pipistop noch eingelegt (Kann mir jemand sagen wie man es trotz Aufregung schafft nicht direkt nach dem Schwimmen schon wieder Pinkeln zu müssen? :-D) und dann aufs Rad.

 

Radfahren (2 Runden à 90km in den Niederlanden und Belgien)

Auf dem Rad dann erst einmal ordentlich verpflegen (lecker Energiegel!). Aus irgendeinem Grund pendelt sich mein Puls heute bei gewohnter Geschwindigkeit dann auf einem recht hohen Niveau ein.
Trotzdem fühle ich mich zu Beginn ganz gut und komme trotz der hügeligen ersten Rundenhälfte ganz gut voran. Die Strecke verläuft in diesem Teil östlich von Maastricht durch die Hügel Südlimburgs, über ein paar der bekannten Amstel-Gold-Race Steigungen (Bemelerberg, Geulhemmerberg).
Da ich diesen Teil der Strecke aus einigen Trainingseinheiten kenne, kann ich gut einschätzen was mich erwartet.

Nach etwa der Hälfte der Runde geht es dann über die Maas nach Belgien. Hier kommt dann der (von mir) gefürchtete Anstieg zum Hallembaye (das heißt bestimmt Höllenberg, oder?) in Belgien. Mit maximal wohl 12% Steigung geht es einige Hundert Meter bergauf.
Hier fangen meine Beine dann das erste Mal richtig an zu brennen. Erfreulicherweise stehen hier einige Zuschauer, die einen Höllenlärm machen und die Teilnehmer Tour-de-France-mäßig den Berg hoch schreien. Trotzdem wünsche ich mir ein Rad mit kleinerer Übersetzung. Im Gegensatz zu einigen anderen Teilnehmern fahre ich aber nicht in Serpentinen bergauf (vielleicht ist das ja sogar eine gute Idee?).

Nach weiteren 20 Kilometern kommt dann ein Streckenabschnitt von ca. 15-20km am Kanal der komplett flach ist. Hier kann man relativ entspannt und vor allem das einzige Mal auf dieser Strecke lange Zeit gleichmäßig Tempo bolzen. Hiernach geht es auf direktem Weg nach Maastricht, wo nicht nur Freunde/Familie auf mich warten, sondern auch ein 500 Meter Kopfsteinpflasterstück über den Marktplatz.
Einmal Stimmung aufsaugen, versuchen zu lächeln und dabei gleichzeitig bloß nichts von der notwendigen Verpflegung verlieren. Das geht heute alles gut und auch meine Uhr zeigt mit etwa 3:00h für die erste Runde eine passable Zeit an.
Für die zweite Runde nehme ich mir vor, erst einmal mit ähnlichem Tempo weiter zu fahren und hoffentlich am Ende noch einmal Gas geben zu können. Über die ersten Hügel komme ich auch noch ganz gut.
Aber spätestens der zweite Anstieg zum Hallembaye (nach ca. 135km) macht mich wirklich fertig. Mit ca. 7-8km/h fahre ich den Berg hoch und meine Beine schmerzen einfach nur noch. Von hier an wird das Radfahren jetzt zur Qual.
Ich kann zwar einigermaßen das Tempo der ersten Runde halten, aber meine schweren Beine machen mir wirklich zu schaffen und ich frage mich zu dieser Zeit wie ich nun noch Marathon laufen soll.
Nach ca. 6:05h erreiche ich Maastricht und dieses Mal nervt der Kopfsteinplasterpart nicht nur, sondern schmerzt auch richtig in Schultern, Rücken. 5 Minuten später erreiche ich die Wechselzone. Der Übergang von gebückter zu gestreckter Körperhaltung macht mir hier etwas mehr zu schaffen als im letzten Jahr. Gerade mein unterer Rücken und Bauch schmerzen zunächst ganz ordentlich.

Laufen (4 Runden a 10,5km durch Maastricht mit insgesamt 250 Höhenmetern)

Nach einem recht problemlosen Wechsel starte ich nach 7:40h auf die Laufstrecke. Mit einem Marathon unter 4:00h, was ich mir insgeheim als Ziel für dieses Jahr gesetzt habe, kann ich zu diesem Zeitpunkt meine Zeit vom letzten Jahr noch unterbieten. Die ersten Kilometer laufen auch dann ganz gut. Mit einer Durchschnittspace von rund 5:15min/km fühle ich mich bis etwa Kilometer 10, also auf der ersten Runde, noch recht gut. Meine Beine schmerzen zwar vom Radfahren, aber da muss man wohl durch.
Meine zahlreichen Unterstützer (DANKE!) am Streckenrand motivieren mich und halten meine Stimmung hoch. Nach etwa 10 Kilometern wird das Laufen dann aber immer mehr zum Kampf. Beim Aufstieg zum Sint Pietersberg merke ich wie müde meine Beine schon sind. Krämpfe im Bauch machen das Trinken (Iso und Cola) und “Essen” (Energiegel, das ich zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr sehen kann) schwierig.

 

In der Folge wird das Tempo also recht kontinuierlich langsamer. Bis ich etwa bei Kilometer 30 nur noch 6:15min/km laufe, an den Verpflegungsstellen nur noch gehe und wirklich ordentlich beißen muss.
Nach dem letzten Anstieg bei Kilometer 32 muss ich dann eine Gehpause einlegen. Der Gedanke die 4:00h Marke und auch meine Zeit vom Vorjahr (11:40h) nun nicht mehr unterbieten zu können, machen mir das Weiterlaufen schwer.

Ich kann wirklich nicht mehr sagen was mich zum wieder Loslaufen gebracht hat, aber irgendwann gehts dann doch weiter. Als ich dann bei Kilometer 37 feststelle, dass mir noch ca. 30 Minuten für 5km bleiben um die 12:00h-Marke zu knacken, kommt plötzlich meine Motivation zurück. Ich schaffe es noch einmal zu beschleunigen und die letzten Kilometer im 5:45min/km Tempo zu laufen.

Ab der 1000m Marke bin ich mir dann sicher, die 12h-Marke zu knacken. Keine Ahnung wie ich die Gefühle beschreiben soll, die mich auf dem letzten Kilometer dann begleiten. Eine Mischung aus unglaublicher Euphorie, Freude, etwas Stolz und das grandiose Gefühl trotz eines sehr sehr harten Tages nicht aufgegeben zu haben… Den Lohn für 31 harte Wochen zu kassieren!

Als ich in Richtung Ziel abbiege sehe ich dann noch einmal die Menschen, die mich den ganzen Tag und auch das ganze letzte Jahr unterstützt haben. Ich versuche irgendwie ein Danke zu gestikulieren, reiße die Arme hoch und renne mit Gänsehaut und Gefühlschaos in meinem Kopf über die Ziellinie.

Die Worte “Florian, YOU ARE AN IRONMAN” höre ich gefühlt weit entfernt.

Umdrehen. Zielzeit: 11:58:11h. Geschafft.

 

Fazit

Irgendwie habe ich das Gefühl der Bericht ist etwas pathetisch, triefend, weinerlich, übertrieben geworden. Aber ich habe versucht die Erlebnisse möglichst ehrlich zu beschreiben.
Im Vergleich zu meiner ersten Langdistanz im letzten Jahr war dies ein wirklich harter, wechselhafter Tag. Mit einigen Hoch- aber vor allem auch einigen Tiefphasen. Es war ein harter Kampf, vor allem mental…
Mit meiner Zeit bin ich letztendlich ganz zufrieden. Ich habe mir nach den Trainingsergebnissen der letzten Wochen etwas anderes erhofft, aber ich weiß dass an diesem Tag für mich nicht mehr zu holen war. So ist das eben.

Der Ironman Maastricht ist wirklich ein empfehlenswertes Event. Schöne, aber recht anspruchsvolle Strecke; super organisiert, viele Zuschauer und tolle Atmosphäre. Das Wetter hat dieses Jahr auch gut mitgespielt.

Jetzt heißt es nur noch DANKE sagen:
DANKE, ihr Unterstützer an der Strecke, ihr Aufmunterer, ihr Helfer an der Strecke (Wahnsinnsjob, den ihr da freiwillig macht!), ihr Trainingspartner, ihr Familie, ihr Freunde, ihr Auf-mich-verzichten-Müsser, ihr Follower, ihr Mitfieberer.
Große Liebe! Von Herzen!
Ein ganz besonderer Dank geht an alle die dieses Projekt hier unterstützen, dieses Ding bereitet mir soviel Freude und Motivation und hat somit auch einen Riesenanteil an diesem Tag hier!

Dann noch ohne große Worte:
Danke Jannis! <3 Danke Luus! <3

Jetzt freue ich mich auf ein paar Wochen Training nach Lust und Laune. Und dann riesig auf den Swimrun im Allgäu. Und dann…? Naja, dann gehts auch bald schon wieder los mit Training. Es soll ja schließlich nicht die letzte Langdistanz gewesen sein. Dazu bald mehr.

Liebe,

Flo

 

2 Gedanken zu „Ironman Maastricht 2017

  1. Werner ruddat Antworten

    Hallo,Jannis ich Grüße dich aus Holzem,wir haben uns gestern mit deinen Kumpels auf dem Weinfest kennengelernt. Bin auch sportlich und gehe gleich beim Bauern um die Ecke Stall ausmisten sozusagen Kuhfitness.
    Gruß Werner

  2. Pingback: #roadtoroth – Flo’s Weg zur Challenge Roth 2018 – Trifugee

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