Racebericht: Lenas erste Langdistanz beim Ironman Frankfurt

Anfang Juli war Lena bei Ihrer ersten Langdistanz beim Ironman Frankfurt am Start. Für das Event hat sich Lena auch gleich noch ein Spendenprojekt ausgesucht: den Verein #BIKEYGEES! Wenn ihr mehr über #BIKEYGEES erfahren wollt, dann schaut euch auch unsere Spendenaktion “Cycling is freedom” an! Viel Spaß beim Lesen.


Und plötzlich stand sie vor der Tür, meine erste Langdistanz on home soil, der Ironman Frankfurt.

Und es war wirklich komplett surreal. In der Woche davor war der Einzige, der es begriffen hat, dass es bald losgehen könnte, wohl mein Körper. Der hat nämlich erstmal einen dicken Hals bekommen und wollte mir damit wohl signalisieren, ich habe keine Lust auf die Strapazen. So leicht habe ich es ihm aber natürlich nicht gemacht und hab alle möglichen Maßnahmen ergriffen, damit ich doch starten kann. Was soll ich sagen, mind over matter, always! Es hat geklappt!

Aber mal von vorne: Die Entscheidung, mich an der Langdistanz zu probieren, ist letztes Jahr im August gefallen. Da war ich gerade ein paar Monate nach (zweiter) Babypause wieder im Training, bin beim Ironman 70.3. in Duisburg gestartet und hab dann mit meinem Trainer gesprochen, ob es realistisch ist, das Projekt Langdistanz für den nächsten Sommer anzugehen. Da er sein grünes Licht gegeben hat, habe ich auf den Anmeldeknopf gedrückt und uuuupppps, da stand er, der Termin: 02. Juli 2023, Ironman Frankfurt.

Seitdem habe ich eine sehr prägende Reise hinter mir, mit vielen Ups and downs, vielen Entbehrungen, Stunden ohne meine Kinder, vielen Gläsern Wein, die meine Freunde ohne mich getrunken haben, kurzen Nächten, weil ich morgens um 4 aufs Rad musste, weil es das einzige Zeitfenster war bei dem Alltag mit Kindern und Vollzeitjob, etc. Aber auch vielen neuen Erkenntnissen, Begegnungen und Erfahrungen, die mich unglaublich bereichert haben und die mir ohne diese Reise verwehrt geblieben wären.

Und dann war er plötzlich da, der Rennmorgen. Die drei Tage davor war ich komplett ruhig, habe routinemäßig meine Unterlagen abgeholt, Wechselbeutel gepackt, Rad in die Wechselzone gebracht. Immer mit dem Gefühl, Du hast alles gemacht, was Du konntest, es gibt keinen Grund, sich jetzt aufzuregen. Selbst als Sonntagmorgen der Wecker um 3:15 geklingelt hat, habe ich noch in aller Ruhe meinen Kaffee und meinen Shake getrunken, und mich lächelnd von meinem Mann in Richtung Shuttle verabschiedet. Und dann saß ich im Bus, und plötzlich war sie da, die Aufregung. Mir wurde schlagartig übel vor Aufregung, meine Schwester, die mich begleitet hat zum Schwimmstart, wollte schon die Kotztüte rausholen. Aber mit ein paar tiefen Atemzügen ging das dann doch gottseidank wieder.

Am Langener Waldsee angekommen, ab in die Wechselzone, und erste Amtshandlung: in den Mülleimer kotzen. Schön. Ich dachte mir nur, das kann ja was werden. Mund gerade abgeputzt und zack, lief mir ein Kamerateam auf dem Weg zu meinem Rad vor die Füße. Ich dachte nur, hoffentlich habe ich kein Bananenshake mehr im Gesicht und die Absurdität der Situation hat mich schlagartig wieder ruhig werden lassen. Rad fertig gemacht, raus aus der Wechselzone und ab zur Schwester.

Dann ging plötzlich alles ganz schnell. Neo an, Badekappe an, Brille an, einordnen und wenige Minuten später lief ich schon durch den Bogen. Die ersten Züge und ich merkte, das Schwimmen läuft heute. Nun komm ich vom Schwimmen und es ist meine absolute Lieblingsdisziplin, trotzdem hatte ich in der Vergangenheit im Freiwasser mit Neo auch schon so meine Schwierigkeiten. Heute nicht. Ich habe glaube ich die gesamte Zeit unter Wasser nur gegrinst vor Dankbarkeit, das machen zu dürfen, und wie schön es ist, hier gerade mit Tausenden anderen im Langener Waldsee planschen zu dürfen. Die Grinserei wurde kurzzeitig immer unterbrochen von Schlägen auf den Hinterkopf, Ziehen an den Füßen etc., aber gut, das ist eben Triathlon.

Gerne wäre ich noch im Wasser geblieben, aber es war leider schnell vorbei und es ging ab aufs Rad.

Die Zeit auf dem Rad verschwimmt so im Rückblick in einem einzigen großen Tornado. Es gab schöne Momente, vor allem viele zufällige Begegnungen mit Familie und Freunden, die mich immer wieder motiviert haben. Es gab für mich aber vor allem viele harte Momente, da es relativ kühl war und der Wind geblasen hat als gäbe es kein Morgen. Und gefühlt IMMER als Gegenwind. Vor allem die letzten 50km war ich stehend k.o., der Gegenwind führte dazu, dass ich zeitweise das Gefühl hatte, gegen eine Wand zu fahren. Nicht nur einmal habe ich darüber nachgedacht, das Rad einfach in die Ecke zu schmeißen und mir ein Eis zu holen. Und dann habe ich jedes Mal dran gedacht, wer auf der Laufstrecke alles auf mich wartet und was die wohl sagen würden, wenn ich da nicht auftauche. Also weiter antreten gegen diesen besch… Wind.

Und irgendwann war sie da, die Wechselzone 2. In aller Ruhe habe ich mein Rad abgestellt, meinen Beutel geholt, und mich erstmal hingesetzt und tief durchgeatmet. Mit dem restlichen Wasser aus der Radflasche habe ich mir das Gesicht mehrfach abgewaschen und dann kamen sie langsam wieder, die Lebensgeister. Also Schuhe an, Mütze an, Brille an, und noch paar Mal tief durchatmen. Und dann bin ich irgendwie aufgestanden und losgelaufen. Bewusst sehr konservativ, an jeder Verpflegungsstation Wasser- Cola- Wasser. Schritt für Schritt und ohne große Aufregung. Die Stimmung auf der Laufstrecke war unfassbar, so etwas habe ich noch nie erlebt. Nicht nur meine Freunde und Familie, die eine Riesenbambule gemacht haben, um mich bei Laune zu halten, sondern auch alle anderen Menschen an der Strecke, die einem so viel Wertschätzung und Respekt entgegengebracht haben, dass man gar nicht mehr auf die Idee kam, dass man das nicht schaffen könnte. Weiter, immer weiter. Und dann kam km 28. Und mein linkes Bein hat plötzlich gesagt: Nö, Du spinnst wohl, bis hierhin und nicht weiter. Es ist mir beim Laufen immer wieder weggesackt, ich konnte mich nicht mehr halten. Ich bin ein paar Meter gegangen, um dann wieder anzulaufen, und jedes Mal aufs Neue bin ich mit dem linken Bein weggeknickt. Ich hatte also zwei Möglichkeiten: versuchen weiter zu laufen, mich auf die Nase zu legen und ein DNF zu riskieren, oder einfach die Tatsachen zu akzeptieren, das beste draus zu machen, und die letzten 12 km schnellen Schrittes zu gehen. Ich hatte ja noch die Hoffnung, dass ich evtl. irgendwann wieder loslaufen kann. Also gesagt, getan, es wurde ein langer, langer Spaziergang am Main entlang.

Der am Römerberg endete. Ich habe meine erste Langdistanz gefinished. Der lange, lange Weg bis zum Römer wurde von Erfolg gekrönt. Ich bin jetzt eine Ironwoman. Und mir kommen jetzt wieder die Tränen, wenn ich daran denke. Ein unglaublicher Moment, der mit nichts zu vergleichen ist. Das will ich wieder.


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